Im Rahmen des Deutschen Weiterbildungsleitungskongresses freuen wir uns, Ihnen ein exklusives Interview mit Philipp Karch von TACHELES MIT TAKT, präsentieren zu können. Philipp Karch ist Coach, Trainer und Speaker für Ärger-Minimierung, Humanismus und Eloquenz. In seinem Vortrag wird er auf den Einsatz digitaler Medien in der Aus- und Weiterbildung eingehen. Vorab haben wir die Gelegenheit genutzt, mit ihm zu diesem interessanten und wichtigen Thema zu sprechen. Lesen Sie weiter und erhalten Sie Einblicke zu diesem aktuellen Thema.


Welche Veränderungen haben Sie persönlich in der Fort- und Weiterbildung seit dem vermehrten Einsatz digitaler Medien beobachtet?

Der Einsatz digitaler Medien bedeutet unmittelbar eine spürbare Steigerung von Effektivität und Effizienz – solange Teilnehmer und Teilnehmerinnen keinen Widerstand gegen das Digitale haben. Der Vorteil besteht darin, dass Inhalte auf individueller und interaktiver Weise vermittelt und genutzt werden können. So können beispielsweise schon im Vorfeld Links verschickt werden, die zu einer Download-Seite von PDFs, zu einem Abfrage-Tool oder zu einem Intro-Video führen – allesamt Strategien für eine frühzeitige Einstimmung. Gleiches kann im Nachgang angeboten werden. Und auch während der Veranstaltungen können interaktive Umfragen eingesetzt werden, mit denen passivere Teilnehmer:innen aktiviert werden können.

Welche digitalen Medien bevorzugen Sie bei Ihren Fort- und Weiterbildungscoachings?

Ich setze eine Vielzahl digitaler Medien ein, und zwar vor dem Event, während des Events und nach dem Event. Zu den häufig eingesetzten Medien zählen:

  • Umfragen zu Erwartungen (vorher), aktuellen Anliegen (während) und Evaluation (nachher)
  • PowerPoint-ähnliche Präsentationstools (Zoho Tool), die über einen QR-Code schon im Seminar geteilt und damit zugänglich gemacht werden können.
  • Onlinekurse, die auf einer zentralen Plattform („Academy“) verfügbar sind
  • Browserbasierte Kooperationstools, die eine Zusammenarbeit bei Text- oder Tabellen-Dokumenten ermöglichen (Zoho Writer, Zoho Sheets)
  • Cloud-basierte Speicherorte (Zoho Workdrive, Dropbox), die Dokumente zum Download zur Verfügung stellen

Welche Herausforderungen sind Ihnen bei der Integration digitaler Medien in Ihren Coachings begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

Es ist oft eine Herausforderung, zwischen Präsenz- und digitalen Veranstaltungen zu vermitteln. Es gibt Vor- und Nachteile für beide. Mein Favorit sind tatsächlich Hybrid-Veranstaltungen, weil dann alle teilnehmen können, wie sie wollen: Die einen wollen den persönlichen Kontakt vor Ort und scheuen die Anreise nicht. Die anderen bevorzugen den „safe place“ vor dem eigenen Bildschirm und begrüßen das schlanke Einfügen-Können von digitalen Events im voll-gestopften Betriebsalltag.

Leider gibt es mittlerweile eine weit-verbreitete Abneigung gegen digitale Formate („ach ne, schon wieder so ne Zoom-Session“). Aus meiner Sicht ist nicht Zoom oder das Digitale das Problem, sondern die innere Haltung und das tatsächliche Kommunikationsverhalten – wer es schafft, die zweidimensionalen Bildschirme zu ignorieren und so zu tun, als säße man neben den anderen, der hat es geschafft, diese vermeintliche digitale Barriere zu überwinden. Mir geht es manchmal so, dass ich den Bildschirm gar nicht mehr wahrnehme, sondern mir so vorkommen, als wären alle zusammen in einem Raum. Das geht allerdings nur, wenn man nicht parallel E-Mails beantwortet oder andere Dinge erledigt. Da braucht es einfach nur eine gewisse Disziplin …

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Selbstbestimmung beim Lernverhalten, und wie unterstützen digitale Medien diese Selbstbestimmung in Ihren Trainings?

Selbstbestimmung ist ein großer Vorteil: Allein ich als Nutzer eines digitalen Angebots entscheide, wann und wo und wie lange ich es nutze (mit Ausnahme der terminierten Echtzeit-Webinare, die ein Start- und Enddatum haben). Bei meinen Angeboten versuche ich ein Maximum an Wahlmöglichkeiten sicherzustellen: Welche Inhalte in welcher Tiefe bzw. welchem Umfang mit welcher Methode. So kann es beispielsweise ein Textdokument zum Lesen oder auch ein PDF zum Download sein. Es kann z.B. durch ein Audiofile begleitet werden, das ich entweder zum Anhören nur anklicken muss, oder auch downloaden kann, um es zu „besitzen“. Auch kann es ein Video geben, dass ich einfach anklicken und / oder herunterladen kann, bis hin zu eingebetteten, klickbaren PowerPoint-Präsentationen, bei denen die Nutzer:innen in ihrem Tempo klicken können – vor und auch wieder zurück.


Ich bin Speaker auf dem DWLK Düsseldorf 2024 und halte am 04.11.2024 von 11:45–12:30 und 15:00–16:00 meine Vorträge.



Philipp Karch

Als Kommunikations- und Umweltwissenschaftler war Philipp Karch zunächst im Umweltbereich tätig. Seit 2010 arbeitet er als freiberuflicher Coach, Trainer und Moderator, insbesondere zum Thema „schwierige Gesprächssituationen meistern“. Unter der Überschrift „Ärger-Minimierung“ vermittelt er Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Emotionale Kompetenz, Motivation und Feedback. Zu seinem Methodenportfolio zählen NLP, die Gewaltfreie Kommunikation und Psychodrama.